Zurück zu den Wurzeln – und zu Gemüse jenseits des Standards

Frühlingsgemüse © Liz Collet
Frühlingsgemüse © Liz Collet

Gemüse, das nicht stangerlgerade gewachsen ist und wie ein Ei dem anderen gleichen muss, um handelbar zu sein und im Handel, anstatt auf Kompost oder in Tonne zu landen, sollte eigentlich der Standard sein. Eigentlich. Nicht so sehr, weil es grossen wie kleinen Kindsköpfen spitzbübisches Vergnügen beim Zubereiten und Anrichten solcher Petersilienwurzeln in “Kuschelposition” und in übermütiger Frühlingslaune macht, ihnen Frühlingsgefühle anzudichten. Sondern weil es schlicht inakzeptable Lebensmittelverschwendung ist.

Bekanntlich ist es ein mühsamer Prozess, solche Ware in gängigen Supermärkten zu bekommen. Allenfalls auf Wochenmärkten ist das leichter. Wie am heutigen Mittwochsmarkt hier im Blauen Land.

Insider wissen inzwischen, dass ich nicht nur ein suchtgefährdeter Fan von Radieschen bin, sondern auch von Petersilienwurzeln.  Bei Radieschen erstreckt sich meine Passion vom zarten Blatt der Kresse  über das “erwachsene” Radieschengrün der Radieschen, das viel zu viele Kunden schon im Laden abzupfen oder spätestens daheim wegwerfen und von dem viele nicht einmal wissen, dass und wie schmackhaft es zubereitet werden kann. Während sie extra und teuer Geld bezahlen, um Rucola, Basilikum  und Ähnliches dann zu kaufen, um Pesto zur Pasta zubereiten zu können oder Suppen. Das Grün der Radieschen ist blanchiert und nur kurz gedünstet perfekt als Gemüse und Alternative zu Pesto (erst recht Fertigpesto aus dem Glas) zu Pasta. Oder Fisch. Oder Fleisch. Oder zu Kassler. Und und und. Ein aktuelles Rezeptbeispiel habe ich auch hier für Sie gepostet. Dort wurde ein Teil mit Petersilienwurzeln zu einer cremigen Sauce püriert und der Grossteil des Radieschengrüns als Gemüse zu Tortiglioni in der Mitte des Tellers angerichtet.

Dort sehen Sie zugleich auch ein weiteres Rezept mit Petersilienwurzeln.

Radieschenkresse ist bereits im Kräutergärtchen der Burg erntereif. Sie können diese binnen weniger Tage nach der Aussaat von Radieschensamen ernten. Und um Radieschen selbst zu ziehen, brauchen Sie nicht mehr als einen Blumenkasten oder eine Blumenschale oder -topf. Machen Sie Ihren Kinder den Spass, selbst Radieschen und deren Kresse zu ziehen, ihre Geduld wird nicht lange strapaziert, bis erste Kresse spriesst und auf dem Butter-oder Käsebrot liebend gern auch von Kindern gegessen wird.

Peterl und Radieserl © Liz Collet
Peterl und Radieserl © Liz Collet

Für den Salat im Bild oben wurden  Petersilienwurzeln morgens längs halbiert und schon  nebenbei während des Kochens des “3-Teekannen-Wassers” gedünstet, nicht zu weich, sie dürfen noch Biss haben. Dann werden sie mittags oder abends nur noch in der Pfanne goldbraun in Butter bei mittlerer Hitze gebraten und mit Rosenpaprika, Salz, Pfeffer und Knoblauchzehe gewürzt. Sie können natürlich jederzeit auch solche gebratenen Petersilienwurzeln mit Petersilie, etwas Nussbutter oder Kräuterbutter Ihrer persönlichen Vorliebe bestreuen und beträufeln und zu Fisch oder Fleisch servieren. Ochsen- oder Rindfleisch passt besonders gut dazu und wenn Sie Lust haben, ergänzen Sie das Gericht mit Karotten und Lauch.

Aber auch Geflügel oder Innereien von Geflügel, Schwein, Rind, Lamm oder Kalb passen gut dazu.

Für den Radieserlsalat mit frischer Radieserlkresse aus dem Kräutergärtchen der Burg die Radieschen waschen, vierteln oder in Scheiben schneiden, leicht salzen, etwas ziehen lassen, mit Zitronensaft und Pfeffer nach Vorliebe abschmecken, auf dem Teller anrichten, die gebratenen Petersilienwurzeln darauf verteilen und mit frisch geernteter Radieschenkresse bestreut servieren. Gut schmeckt dazu auch Frühlingslauch, den Sie mit den Petersilienwurzeln am Ende in der Pfanne leicht angehen lassen können.

Peterl und Radieserl © Liz Collet
Peterl und Radieserl © Liz Collet

Und ein Klecks Kräuterdip. Aus Joghurt, Quark, Schmand oder Sauerrahm – was Sie mögen oder grade da haben und mit Salz, Pfeffer, Zitrone und Kräutern oder Kresse abgeschmeckt.

Und was mich angeht, mir darf es ja bekanntlich gern a bisserl “rass”, d.h. scharf im Aroma sein, ich geb auch gerne mal etwas frisch geriebenen oder – wenn nicht vorhanden – einen Klecks Meerrettich aus dem Glas in ein Dip und auch zu diesem Gericht dazu. Nicht nur das Wurzelgemüse ist ja sehr gesund, sondern auch der Meerrettich. Es heisst ja, wer täglich einen Teelöffel davon esse, brauche so leicht keinen Arzt. Und bei den vielen genussreichen Möglichkeiten, mit Meerrettich zu kochen oder diesen zuletzt an’s Gericht zu geben, fällt es leicht, dieses “Rezept” täglich einzunehmen. Da ich Meerrettich sehr gern anstelle Butter auf das “Butterbrot” streiche oder mit Butter mische, ist die Tagesdosis damit bereits erreicht. Darüber, wo überall bei mir liebend gern Meerrettich an und in Gerichte kommt, plaudere ich aber ein anderes Mal mehr. Mit Bildern und Rezepten. Zu denen nicht nur Speisen wie Kalbsherz gehören. 

Oder Fingerfood mit Strudelkörbchen und fein geräucherten Forellen und anderem Fisch und feine Genüsse, die man mit ihnen zaubern kann – und mit Merrettich verfeinern.

Sehr gut passt dazu auch hausgemachter Frischkäse, den Sie in Nockerlform wie hier mit Ziegenkäse oder dort mit Frischkäse auf Salat darauf anrichten können und mit Kräutern und Gewürzen abschmecken, wie sie ihn am liebsten haben. Sehr gut passt dabei auch Chili (gern auch Chilifäden) oder Rosenpaprika, weil sie einen tollen Kontrast zu der ganz leicht süssen Note der Petersilienwurzel geben.

Petersilienwurzeln sind gut im Gemüsefach des Kühlschranks ein paar Tage haltbar, ………..wenn sie solange bei Ihnen überleben. Bei mir werden immer gleich ein paar Handvoll gedünstet und dann teils als Suppe püriert, zu Mousse verarbeitet, als Püree pur oder mit Kartoffeln kombiniert verarbeitet oder eben wie hier geschildert gebraten zu Gemüse ohne oder mit Speck und Salat verwendet. Gedünstete, abgekühlte Petersilienwurzeln sind (abgedeckt und kühl gestellt) auch anderntags gut verwendbar – mit Saucen aller Art oder auch gratiniert. Und zusammen mit Lauch sind sie auch für Lasagne verde gut weiterzuverwenden.

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10 comments

  1. […] Was aber könnte uns die Erkenntnis bringen, dass Bitterstoffe bei Pflanzen auch dem ihrem Schutz gegen Fressfeinde und Fraßschädigung fungieren? Mal abgesehen davon, dass Möhrchen sich offenbar ohne Schütteln nicht bitter genug gegen unsere Verköstigung mit köstlichen Möhrchenspeisen zu wehren verstehen? Es sei denn, jemand schüttle sie nach der Ernte noch tüchtig, um uns den Genuss zu vergällen? Mit dieser tiefenphüllosophischen und chlorophüllsehnsüchtigen Frage überlasse ich Sie Ihrem Schicksal und dem der ungelösten Fragen, die auch der wissenschaftliche Drang, Möhrchen schier kulinarisch zu Tode zu schütteln und zu schüttelfoltern keine Antworten zu liefern vermag. Und widme mich der Hege meiner Möhrchen. Ihnen und anderen kleinen feinen Schlingeln  und sonstigen Gemüsen mit feinsten Aromen ihrer Wurzeln. […]

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